Page 29 - A4 SPZ Katalog 2021
P. 29

Der Genuss                                                                               Rundum


                                                                                                 G‘sund









           in Plädoyer auf lustvolles Genießen „für das     beeindruckende Intelligenz der Natur.  Das Gehirn
                                                                                                  2
       Einnere Gleichgewicht“ findet sich im Gour-          ist darauf geprägt unser Leben zu erhalten und
       metmagazin Falstaff im November 2019. Dort           veranlasst uns, Lebensmittel zu wählen, die nicht
       heißt es, „Genuss fördert die Gesundheit,  wirkt     nur schmecken, sondern auch wichtige Nährstoffe
       gegen Stress, stärkt die Abwehrkräfte, verbessert    liefern. Die richtige Wahl wird dann übrigens mit
       die Chancen auf ein Normalgewicht und macht          Genuss belohnt.
       einfach glücklich“.
                                                            Süß, salzig, herzhaft – diese drei Geschmacks-
       Ist das nicht eine frohe Botschaft angesichts des    richtungen sind  von Natur aus sehr positiv
       grassierenden Ernährungswahns und der  Angst         besetzt in unserem Gehirn. Dessen muss man sich
       vor dem Essen?                                       bewusst sein, angesichts des Überangebots an
                                                            Nahrungsmitteln, um nicht zu viel davon zu essen.
       Aber aufgepasst: Sie essen gerne viel, können gar
       nicht aufhören oder haben jede Menge Lieblings-      Süß – jede Menge Energie
       speisen – dabei handelt es sich um keine Merk-       Die Süße der Muttermilch prägt uns für das
       male von Genuss, hier sprechen wir von Essmus-       Leben. Sie gibt jede Menge Energie, die das Baby
       tern. Das kann z. Bsp. mit einem hektischen und      zum Wachsen braucht und ein gutes Gefühl von
       unachtsamen Lebensstil zu tun haben.                 Geborgenheit und Genährtsein. Unser Verlangen
                                                            nach Süßem wie z.B. Schokolade oder Obst, ist ein
       „Genießen heißt Freude am Leben zu empfinden.        Urinstinkt, da Süßes unbewusst an die nahrhaften
       Genuss können wir nur empfinden, wenn all unsere     Muttermilch erinnert. Zucker über die Nahrung zu
                                            1
       Sinne  wach sind und funktionieren,“  erklärt Dr.    genießen ist völlig in Ordnung. Mit dem Wissen,
       Malte Rubach. Spannend und anschaulich deckt         das es sich bei unserem  Verlangen um einen
       er die tiefer liegenden Ursachen in seinen Ausfüh-   Instinkt aus den ersten  Tagen handelt, fällt es
       rungen auf.  Nicht nur Riechen und Schmecken,        bestimmt leichter das richtige Maß zu finden. Die
       sondern auch Hören, Sehen und  Tasten spielen        WHO empfiehlt nicht mehr als 25 g = 6 Teelöffel
       also eine Rolle. Beim Genuss geht es um „positive    Zucker pro Tag zu konsumieren.
       Gefühle“ und die sinnliche Seite des Essens. Bioche-
       misch betrachtet resultiert das Genussempfinden      Salz – ein lebensnotwendiger Mineralstoff für
       aus Sinnesreizen aus der Umwelt, mit denen unser     den Körper
       Gehirn bestimmte Assoziationen verknüpft.            In heißen,  trockenen Gegenden ist Salz sogar
                                                            lebensrettend. Deshalb essen Menschen und Tiere
       Sie  können  sicher  auch  bestätigen,  bereits  beim   so gerne Salz. Es sorgt für das Elektrolyt-Gleichge-
       Anblick einer appetitlich angerichteten Speise,      wicht in unserem Organismus. Allerdings 6 Gramm
       läuft uns das  Wasser im Mund zusammen. Der          pro Tag sind die Obergrenze aus gesundheitlicher
       Sehsinn  hat  einen nicht  zu unterschätzenden       Sicht, wir liegen meistens etwas darüber…
       Einfluss auf unser Geschmacksempfinden. Das
       beginnt schon bei der Auswahl eines Gerichtes. Er    Umami – herzhaft, proteinreich
       gibt uns eine Vorstellung, welchen Geschmack wir     Diese Geschmacksrichtung signalisiert nahrhafte,
       zu erwarten haben. Je farbiger und schöner die       wohlschmeckende und nährstoffreiche Mahlzeiten
       Speise präsentiert wird, desto besser schmeckt sie.   und erzeugt positives Feedback in unserem Gehirn.
       Und die Tellergröße kann sogar das Sättigungs-
       gefühl beeinflussen.                                 Erst im Jahr 2000 wurde dieser Geschmackssinn
                                                            wissenschaftlich nachgewiesen.
       Aber beim  Thema Genuss sollte man sich  vor
       allem die Funktion des Geschmacksinns genauer                                        Fortsetzung
       ansehen. Dr. Rubach erläutert in seinem Buch die
                                                                                            auf Seite 33

       1   „Das Geheimnis des gesunden Alterns“, Dr. Malte Rubach, Knaur Verlag, 2020;
         Kapitel: Genießen mit allen Sinnen, Seite 260 Absatz 1, Zeile 1 – 3
       2  Kapitel: Geschmack, Seite 269                                                                    29
   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34