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Der Genuss Rundum
G‘sund
in Plädoyer auf lustvolles Genießen „für das beeindruckende Intelligenz der Natur. Das Gehirn
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Einnere Gleichgewicht“ findet sich im Gour- ist darauf geprägt unser Leben zu erhalten und
metmagazin Falstaff im November 2019. Dort veranlasst uns, Lebensmittel zu wählen, die nicht
heißt es, „Genuss fördert die Gesundheit, wirkt nur schmecken, sondern auch wichtige Nährstoffe
gegen Stress, stärkt die Abwehrkräfte, verbessert liefern. Die richtige Wahl wird dann übrigens mit
die Chancen auf ein Normalgewicht und macht Genuss belohnt.
einfach glücklich“.
Süß, salzig, herzhaft – diese drei Geschmacks-
Ist das nicht eine frohe Botschaft angesichts des richtungen sind von Natur aus sehr positiv
grassierenden Ernährungswahns und der Angst besetzt in unserem Gehirn. Dessen muss man sich
vor dem Essen? bewusst sein, angesichts des Überangebots an
Nahrungsmitteln, um nicht zu viel davon zu essen.
Aber aufgepasst: Sie essen gerne viel, können gar
nicht aufhören oder haben jede Menge Lieblings- Süß – jede Menge Energie
speisen – dabei handelt es sich um keine Merk- Die Süße der Muttermilch prägt uns für das
male von Genuss, hier sprechen wir von Essmus- Leben. Sie gibt jede Menge Energie, die das Baby
tern. Das kann z. Bsp. mit einem hektischen und zum Wachsen braucht und ein gutes Gefühl von
unachtsamen Lebensstil zu tun haben. Geborgenheit und Genährtsein. Unser Verlangen
nach Süßem wie z.B. Schokolade oder Obst, ist ein
„Genießen heißt Freude am Leben zu empfinden. Urinstinkt, da Süßes unbewusst an die nahrhaften
Genuss können wir nur empfinden, wenn all unsere Muttermilch erinnert. Zucker über die Nahrung zu
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Sinne wach sind und funktionieren,“ erklärt Dr. genießen ist völlig in Ordnung. Mit dem Wissen,
Malte Rubach. Spannend und anschaulich deckt das es sich bei unserem Verlangen um einen
er die tiefer liegenden Ursachen in seinen Ausfüh- Instinkt aus den ersten Tagen handelt, fällt es
rungen auf. Nicht nur Riechen und Schmecken, bestimmt leichter das richtige Maß zu finden. Die
sondern auch Hören, Sehen und Tasten spielen WHO empfiehlt nicht mehr als 25 g = 6 Teelöffel
also eine Rolle. Beim Genuss geht es um „positive Zucker pro Tag zu konsumieren.
Gefühle“ und die sinnliche Seite des Essens. Bioche-
misch betrachtet resultiert das Genussempfinden Salz – ein lebensnotwendiger Mineralstoff für
aus Sinnesreizen aus der Umwelt, mit denen unser den Körper
Gehirn bestimmte Assoziationen verknüpft. In heißen, trockenen Gegenden ist Salz sogar
lebensrettend. Deshalb essen Menschen und Tiere
Sie können sicher auch bestätigen, bereits beim so gerne Salz. Es sorgt für das Elektrolyt-Gleichge-
Anblick einer appetitlich angerichteten Speise, wicht in unserem Organismus. Allerdings 6 Gramm
läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Der pro Tag sind die Obergrenze aus gesundheitlicher
Sehsinn hat einen nicht zu unterschätzenden Sicht, wir liegen meistens etwas darüber…
Einfluss auf unser Geschmacksempfinden. Das
beginnt schon bei der Auswahl eines Gerichtes. Er Umami – herzhaft, proteinreich
gibt uns eine Vorstellung, welchen Geschmack wir Diese Geschmacksrichtung signalisiert nahrhafte,
zu erwarten haben. Je farbiger und schöner die wohlschmeckende und nährstoffreiche Mahlzeiten
Speise präsentiert wird, desto besser schmeckt sie. und erzeugt positives Feedback in unserem Gehirn.
Und die Tellergröße kann sogar das Sättigungs-
gefühl beeinflussen. Erst im Jahr 2000 wurde dieser Geschmackssinn
wissenschaftlich nachgewiesen.
Aber beim Thema Genuss sollte man sich vor
allem die Funktion des Geschmacksinns genauer Fortsetzung
ansehen. Dr. Rubach erläutert in seinem Buch die
auf Seite 33
1 „Das Geheimnis des gesunden Alterns“, Dr. Malte Rubach, Knaur Verlag, 2020;
Kapitel: Genießen mit allen Sinnen, Seite 260 Absatz 1, Zeile 1 – 3
2 Kapitel: Geschmack, Seite 269 29